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Ein Besuch bei Agnes von Landsberg

"TWGL on Tour!" - Das war unser heutiges Motto.

Mit bestem Ausflugswetter und zwei Bussen ging es heute für uns ins Kloster Wienhausen für eine Klosterführung. 

 

Gleich zu beginn der Führung begrüßte uns Agnes von Landsberg, die als Gründerin des Kloster Wienhausen gilt. Sie war die erste Äbtissin. Eine Äbtissin ist die Leiterin eines Nonnenklosters oder eines Frauenstifts. 

 

Bei ihrer Statue erfuhren wir, dass "unter die Haube kommen" eine sehr lange Vergangenheit hat. Denn nur verheiratete Frauen haben damals eine Haube getragen. Wie rechts im Bild von Agnes von Landsberg zu sehen. Allerdings starb ihr Mann Heinrich dem Älteren von Braunschweig ca. 1227, weswegen sie sich dann der Religion hingab und das Kloster gründen konnte. 

 

Agnes von Landsberg hat jedoch nur einen Teil des Klosters während ihrer Zeit als Äbtissin erbaut/erbauen lassen. Denn einige Äbtissinnen nach ihr haben das Kloster um ein paar Bereiche erweitert. 

 

Sie starb nach der Gründung des Klosters ca. 1230 und soll vor dem Altar der Gemeindekirche Wienhausen begraben worden sein. (so munkelt man :-) )


Das besondere am Kloster Wienhausen ist, dass es keine eigene Klosterkirche hat, sondern direkt an die Gemeindekirche Wienhausen anschließt. Daher hat man damals den "Nonnenchor" gebaut. Dort kamen die Nonnen für das Gebet und auch für den Unterricht zusammen. Da das Kloster nicht beheizt wurde und die Nonnen früher nur Holzschuhe trugen, haben sie versucht mit der Reibung der Schuhe auf dem Boden Wärme zu erzeugen. Dabei entstanden tiefe Kerben im Holz. In der zweiten Reihe dieser Sitzmöglichkeiten hat man 1952 einige Eichenbretter erneuern müssen und unter Jahrhundertealtem Staub die ersten Brillen, Fingerhüte und Stickzeug gefunden. Diesen Fund kann man nun im hauseigenen Museum bestaunen. Noch heute finden hier Gebete, Konzerte und Zusammenkünfte statt. 


Wusstet ihr, dass "Halt die Klappe" damals eine ganz besondere Bedeutung hatte? Die Nonnen wurden ca. alle 3 1/2h (also 7x in 24h) zum Gebet "gerufen". Da sie in Schweigen lebten, geschah dies über einen Glockenschlag. Jede der Nonnen hatte damals einen Sitz. Während Gebet und Gesang mussten sie jedoch aufstehen und dabei ihren Sitz (also die Klappe) leise hochheben sowie festhalten und nach dem Gebet wieder senken. Da dies alles Schweigend von statten ging war es "die Klappe halten". 


 

 

Neben dem hauseigenen Museum mit seinen spannenden Schätzen hat das Kloster Wienhausen auch die größte Sammlung an Truhen. Diese wurden damals z.B. von Töchtern adliger Familien und Prinzessinnen mitgebracht, die damals im Kloster Unterricht nahmen. Spannend zu sehen, waren die Beschläge an einigen Truhen. Da es damals nur Kerzenlicht gab, hatten die Metallfassungen geprägte Motive mit denen die Besitzerinnen der Truhen das Schlüsselloch auch bei schummerigem Licht gut finden konnten. 


 

 

Früher lebten ca. 60-80 Nonnen im Kloster. Anfangs gab es nur einen einzigen Schlafsaal, den sich alle miteinander teilten. Später gab es kleine Kammern (so wie rechts im Bild). In denen sich dann je nach Zimmergroße eine Schlafmöglichkeit, eine Truhe und ggf. ein Tisch befand. Da das Kloster heutzutage kein Museum an sich ist, leben dort noch immer Frauen. Dazu wurden Bereiche des Klosters von der öffentlich unzugänglich gemacht und modernisiert. Derzeit leben dort 6 Konventualinnen und die Äbtissin Simone Dannenfeld. Die abgesperrten Bereiche für die Bewohnerinnen wurden modernisiert. Hingegen der früheren Kammern besitzen die Wohnungen Strom, fließend Wasser, ein eigenes Bad und eine eigene Küche. Die Voraussetzungen dort wohnen zu dürfen sind unter Anderem, dass man nicht (mehr) verheiratet und evangelisch ist und bei den Aufgaben im Kloster mithilft. Zum Beispiel indem man die Führungen leitet. 


Das Kloster besitzt zwei Innenhöfe und wird von den Kreuzgängen umgeben. Auf den ersten beiden Bildern ist das Labyrinth zu sehen. Dies wurde früher barfuß belaufen. Ziel war es einen Weg in die Mitte zu finden. Stand man vor einem Hindernis, musste man, wie bei einem Labyrinth üblich, wieder umkehren und einen anderen Weg finden. Eingerahmt wird das Labyrinth von hinter Grün versteckten Gräbern der ehemaligen Äbtissinnen. 

Im zweiten Innenhof kann man das Storchennest betrachten. Seit einigen Jahren kommt jedes Jahr ein Storchenpärchen zum brüten auf das Kloster. Spannend zu sehen sei, wie viele kleine Schnäbel über das Nest hinauslunzen, wenn es soweit ist. 

Es gab aber noch so viel mehr zu hören und zu bestaunen. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall! 


Nach der spannenden Führung haben wir uns noch den Museumsbereich angesehen. Die Fundstücke aus dem Boden des Nonnenchor waren sehr imposant und es ist kaum zu glauben, dass Menschen damals lebten und z.B. bereits eine Brille zum lesen trugen. 

Die Informationen haben wir gemeinsam auf einem Spaziergang im Klosterpark revue passieren lassen bevor wir dann die Rückreise nach Lehrte antraten. Allen Bewohnern hat es sehr gut gefallen und jeder hat die ein oder andere Information mitgenommen. 


Den Tag haben wir dann gemeinsam mit Kaffee und einem leckeren Döner ausklingen lassen. Das Kloster war weiterhin Thema, allerdings waren wir auch alle ganz schön kaputt von den ganzen spannenden Informationen. Alles in allem war es ein wirklich toller und bildender Ausflug. Wo unsere Reise wohl beim nächsten Mal hingeht?