Für die Gruppe von "Fips" sind die Spaziergänge Freude und zugleich Therapie
Von Bettina Stenftenagel
Peine. Nasskaltes Winterwetter. Aber egal. Ein Spaziergang an frischer Luft tut gut - und bekanntlich gibt es ja auch kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung. Knut hat deshalb einen Mantel an - und auch David, Daria, Dagmar sind dick eingepackt.
Kurze Vorstellungsrunde. Knut ist ein Terrier-Mischling, zehn Jahre alt. Er hat sein Zuhause verloren, wurde ins Peiner Tierheim gebracht. Dort wartet er auf neue Besitzer. Allein zu sein, das findet er doof. Dann bellt er. Aber kennt das Alleinsein auch nicht. In seinem alten Zuhause hat er mit einer Hündin zusammengelebt. Seine täglichen Spaziergänge liebt er, berichten die Mitarbeiterinnen des Peiner Tierheims. Und ier sei sehr anhängig, lieb und begegne allen Menschen gutmütig.
Deshalb darf er an diesem Nachmittag mit David, Daria und Dagmar spazieren gehen. David, Daria und Dagmar - sie leben zurzeit in einer Wohngruppe des Hauses am Pulverturmwall von "Fips". Die Abkürzung steht für "Förderung und Integration psychisch kranker und von seelischer Behinderung bedrohter Menschen".
Alle drei lieben Hunde. "Vor allem die großen", sagt David. Daria berichtet von ihrer Freundschaft zu einem Mops-Mischling. "Ich bin mit Tieren aufgewachsen, auf einer Farm in Kanada", erzählt Dagmar.
So schön das wäre - aber ein Hund in der Wohngruppe, das geht nicht, wissen sie. "Aber wir haben ja die Hunde vom Tierheim. Die freuen sich, wenn wir mit ihnen spazieren gehen."
Dann geht es los. David nimmt als Erster die Leine. Knut schnüffelt hier, hebt sein Bein da, guckt immer mal wieder hoch zu seinen "Gassigehern". Begleitet wird die kleine "Fips"-Gruppe von Larissa Lampe. Sie absolviert bei "Fips" ihr freiwilliges soziales Jahr.
David spurtet mit Knut voraus, kommt im Laufschritt mit ihm zurück. "Schön machst Du das", lobt David.
Dann gibt er die Leine weiter. Nun darf Dagmar Knut führen. "Ich habe viel von Tieren gelernt - sie freuen sich, wenn sie raus können", sagt sie. Und sie ist überzeugt: "Tiere haben eine Seele."
Das Gassigehen mit den Tierheim-Hunden immer mittwochs - es ist für die MEnschen, die im Haus am Pulverturmwall leben, Freude wie auch Therapie. "Die Bewohner profitieren nachhaltig von dem Kontakt mit dem Tier", sagt Christiane Bührig, Leiterin des Hauses. "Es werden positive Empfindungen, Erinnerungen und Impulse geweckt. Fähigkeiten wie Verantwortung, Zuverlässigkeit und Absprachefähigkeit werden gefördert", zählt sie auf. "Und der Spaß und die Bewegung kommen auch nicht zu kurz. Es freuen sich immer alle auf den nächsten Besuchstag."
Terriermischling Knut hat dann vielleicht schon ein Zuhause gefunden. Aber dann freut sich ein anderer Hund auf den Spaziergang mit der Tierheimgruppe.
Kontakt zu "Fips" und zum Tierheim
Im Haus am Pulverturmwall wohnen Menschen mit seelischen Erkrankungen, die aus unterschiedlichen Gründern nicht mehr allein in ihrem Leben zurechtkommen und eine 24-stündige Betreuung benötigen. Das Angebot einer sinnvollen Tagesstruktur ist, neben der Sicherstellungvon Wohnraum, Mahlzeiten und psychiatrischer Behandlung (Medikamente), ein elementarer Baustein der Betreuung. Im Haus am Pulverturmwall gibt es deshalb unterschiedliche Angebote der internen Tagesstruktur: Gartengruppe, Gedächtnistraining, Kochen, Backen, Büchereigruppe, Hofprojekt und die Tierheimgruppe.
Die FIPS GmbH (Förderung und Integration psychisch kranker Menschen) wurde als gemeinnütziger Verein 1985 gegründet.
Informationen über alle Angebote sind über die Internetseite www.fips-ev.de einzusehen. Anfragen per E-Mail: info@fips-ev.de
Kontakt zum Peiner Tierheim an der Fritz-Stegen-Allee:
(05171) 52558; Internet: www.tierheim-peine.de. Besuchszeiten sind: Montag, Dienstag und Freitag 15 bis 17 Uhr; Samstag und Sonntag 11 bis 13 Uhr. Mitwoch, Donnerstag und an den Feiertagen geschlossen.